1 Jahr KV-Reform: eine Zwischenbilanz
Bei Allianz Suisse haben 24 Lernende das erste Jahr mit der neuen KV-Lehre hinter sich. Um eine erste Bilanz zu ziehen, habe ich drei Personen interviewt:
- Sahra Yildiz, Lernende im ersten Lehrjahr,
- Luana La Pietra, Praxisbildende der Schadenabteilung
- Matthias Braun, Berufsbildungsverantwortlicher
Von Arbeits- und Lernsituationen und Prozesseinheiten zu Praxisaufträgen
Sahra erhält pro Semester circa fünf Praxisaufträge. "Es gibt zwar schon Anweisungen, aber vieles kann ich selbst gestalten. Bisher konnte ich dabei vor allem fachlich viel dazulernen."
Luana findet die Praxisaufträge als Lerninstrument gut: "Die Lernenden beschäftigen sich über einen längeren Zeitraum damit, während früher die Arbeits- und Lernsituationen (ALS) häufig nur am Ende des Semesters bearbeitet wurden. Zudem finde ich, dass die Praxisaufträge besser auf Stärken und Schwächen abgestimmt sind. Die Bewertung finde ich allerdings anspruchsvoller als bei ALS und Prozesseinheiten (PE)."
"Bei den Praxisaufträgen geht man davon aus, dass man etwas am besten lernt, wenn man es selbst tut, also Learning by Doing. Das ist sicher der richtige Ansatz.", meint Matthias.
Keine Schulfächer mehr – dafür Handlungskompetenzen
Im Schulzeugnis werden nicht mehr Fächer wie Rechnungswesen benotet, sondern die fünf Handlungskompetenzen. Dazu meint Sahra: "Es gibt viele verschiedene Meinungen, aber ich finde das gut. So können Schülerinnen und Schüler, die beispielsweise nicht gut im Englisch sind, dies mit Deutsch kompensieren."
Matthias stellt fest, dass das Denken in Fächern immer noch existiert. "Innerhalb der Handlungskompetenzen unterrichten immer noch Fachlehrpersonen in ihren angestammten Disziplinen. Die Themen werden aber untereinander vernetzt, und es wird mehr Wert auf Praxisbezug und Projektarbeiten gelegt."
Werden die Lernenden besser auf die Berufswelt vorbereitet?
Sahra ist sicher, dass sie gut auf die Berufswelt vorbereitet wird: "In der Schule haben wir beispielsweise mit Hilfe von "active listening" gelernt, wie man einer Person richtig zuhört. Dies kann ich im Betrieb gut anwenden".
Weil die Lernenden vieles analysieren müssen, kann sich Luana vorstellen, dass sie durch die KV-Reform besser für die Berufswelt gerüstet sind als bisher.
Matthias schätzt ein: "Durch die Praxisaufträge reflektieren und dokumentieren die Auszubildenden ihr eigenes Handeln. Das trägt viel zur persönlichen Weiterentwicklung bei." Zudem fügt er an: "Auch wenn sich vieles verändert hat, bleiben es im Kern die gleichen Tätigkeiten und Aufgaben, welche die Lernenden ausführen."
Insgesamt darf man also festhalten, dass die Umsetzung der KV-Reform gut angelaufen ist.